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Wie kann man dem Lennebergwald helfen ?

Liebe Waldbesucher ,

Sie bekommen es alle mit , dass in den letzten Jahren viele Bäume im Lennebergwald abgestorben sind und weiter absterben.

Bei jedem Sturmereignis fallen Bäume um , manche  auf Wege und schmale Pfade und die meisten hängen kreuz und quer im Waldbestand herum oder am Boden.

Meine Mitarbeiter und ich haben alle Hände voll zu tun, um wenigstens diejenigen  Bäume, die eine Gefahr für die Straßen , am Waldrand stehenden Häuser , Schutzhütten, Spielplätze und Trimmgeräte und die Hauptwege darstellen, zu fällen.

Die Joggerstrecke, die Reitwege und die unzähligen schmalen Pfade im Lennebergwald, die sich laut einer Untersuchung der Uni Mainz insgesamt auf eine Länge von 100 Kilometern ( ! ) aufsummieren, können wir aber unmöglich alle permanent kontrollieren und von umfallenden Bäumen frei halten.

Dazu sind wir auch nicht verpflichtet, denn das Betreten des Waldes  ( auf Wegen ) erfolgt auf eigene Gefahr  !

Wir dürfen natürlich nicht selbst aktiv Gefahren herbeiführen bzw. müssen diese - wie bei der Holzernte -  absperren und dann umgehend beseitigen.

Bei Gefahren , die durch natürliche Vorgänge entstehen , handelt es sich um sogenannte höhere Gewalt, für die niemand haftet.

Seit Beginn der Trockenjahre 2018 und bis heute werde ich vielfach gefragt, was jeder Einzelne für den Wald allgemein und speziell für den Lennebergwald tun kann. Vielfach wird mir bzw. uns auch Hilfe und Unterstützung angeboten, insbesondere auch in Form von Geld oder persönlicher Hilfeleistung , z. B. beim Bäume pflanzen.

Hierzu möchte ich ein paar Hinweise geben :

Wir Forstleute freuen uns sehr über die Anteilnahme am Schicksal des Waldes und an unserer Arbeit für den Wald . Die Ursachen für den Zustand des Waldes allgemein und des Lennebergwaldes im Speziellen sind sehr vielfältig und nicht durch einfache Maßnahmen und erst recht nicht durch plötzliches "Ausgießen" großer Geldbeträge zu beheben.

Für ein sinnvollen Einsatz von Mitteln braucht man vor allem qualifiziertes, motiviertes ,  gut ausgebildetes und ordentlich  bezahltes  Personal. 

Viele Forstverwaltungen wurden "kaputt gespart" , d. h. jahrelang wurde kein Personal mehr eingestellt , so dass diese Verwaltungen überaltert sind und jetzt zu wenig Personal für die Bewältigung der Schäden zur Verfügung steht.

Im Lennebergwald wurde da vorausschauender -  man könnte auch sagen nachhaltiger -  gehandelt, denn der Zweckverband zur Erhaltung des Lennebergwaldes , bestehend aus der Stadt Mainz und der Gemeinde Budenheim hat auch in finanziell schlechten Zeiten Personal eingestellt bzw. abgehendes Personal ersetzt, so dass sich jetzt für forstliche Verhältnisse mit 11 Personen großes , altersgemischtes , aber - abgesehen von mir - junges Team des Forstrevier Lenneberg um den Lennebergwald  kümmert und wir nicht abhängig von gerade verfügbaren Unternehmern oder der aktuellen Haushaltslage sind.

Für die Bezahlung unseres eigenen Personal , die Ausrüstung und nötigen Betriebsmittel  stellen die Waldbesitzer,   der Zweckverband Lennebergwald und das Forstamt Rheinhessen,  die nötigen Finanzmittel zur Verfügung. Damit können die Pflichtaufgaben der Walderhaltung , Naherholung, Naturschutz und  Waldpflege finanziert werden . Erstmals seit vielen Jahren gibt es auch (wieder) Fördermittel von Land , Bund und Europäischer Union , die aber  nur einen Teil des zusätzlichen Aufwands durch die Waldschäden auffangen können.

Wie Sie vielleicht wissen - aus Texten auf dieser Webseite, Presseberichten, Waldführungen - sind für den Wiederaufbau des Lennebergwaldes KEINE großflächigen Räumungen und Wiederaufforstungen vorgesehen.

Diese in früheren Jahrzehnten üblichen Verfahren hatten das Ziel , gleichförmige Wälder mit schnell wüchsigen, gut nutzbaren und  wertvollen Holzbeständen aufzubauen, was angesichts großem Holzbedarf und großer Not damals sinnvoll war.

Heute wissen wir, wie instabil solche Bestände im Klimawandel sein können und wir haben heute auch andere Ziele wie CO²-Bindung, Klima- , Wasser- und Bodenschutz, Artenvielfalt und Erholungswirkung des Waldes, so dass  ein anderer Umgang mit dem Wald nötig ist.

Dazu können Sie auf dieser Homepage aber auch bei www.wald-rlp.de , der Seite von Landesforsten Rheinland-Pfalz Vieles lesen.

Dies bedeutet aber auch, dass wir keine große Geldmengen für Forstpflanzen, Zäune etc. brauchen und auch keine großflächigen Pflanzarbeiten durchführen. Die Pflanzungen werden heute in viel kleinerem Rahmen und über die ganze Waldfläche verteilt von unseren ausgebildeten Forstwirten bzw. den Auszubildenden durchgeführt.

Die Finanzmittel bekommen wir von den Waldbesitzern ( Zweckverband und Forstamt ), als Fördermittel oder als Spenden  zur Verfügung gestellt. Es handelt sich letzlich größtenteils um öffentliche Mittel ,  also um Geld, dass Sie als Steuerzahler schon mal an den Staat bezahlt haben.

Jeder Euro, jeder Cent muss dabei  nach den Regeln  des öffentlichen Haushaltsrechts verwendet und nachgewiesen werden, was natürlich richtig ist, aber einen nicht unerheblichen Aufwand bedeutet. Wir erwirtschaften zusätzlich noch Einnahmen aus Verkauf von Holz, Wildprodukten und Weihnachtsbäumen sowie der Vermietung der Grillhütte und führen Arbeiten für die Naturschutzbehörde und andere öffentliche Stellen durch.

Dadurch stehen uns im Rahmen dessen, was wir mit dem vorhandenen Personal planmäßig und haushaltsmäßig korrekt durchführen können, alljährlich genug Finanzmittel zur Verfügung.

Die Annahme von zusätzlichen Kleinspenden verursacht  einen vergleichsweise großen Verbuchungsaufwand; sie muss zudem von den politischen Gremien förmlich beschlossen und von der Aufsichtsbehörde genehmigt werden.

Wenn es die Pandemielage wieder zulässt, wollen wir wieder mehr Veranstaltungen im Wald anbieten und dann auch "Mitmachaktionen" , die aber weniger aus Baumpflanzungen bestehen werden.

Was wir mit - entschuldigen Sie bitte den Begriff - "Ungelernten" besser machen können, sind Wässern und Pflegen der Anpflanzungen , punktuellem Zurückdrängen von unerwünschten Pflanzen wie Götterbaum, Mahonie, Robinie, Weißdorn oder Brombeere sowie Pflege unserer Gewässer im Lennebergwald.

Auch über Ihre Teilnahme an Exkursionen freuen wir uns, geben Sie uns doch damit Gelegenheit , unsere Arbeit besser zu erklären und verständlich zu machen.

Und WIR haben die Gelegenheit Ihre Wünsche als Waldbesucher besser zu verstehen.

Einer unserer Forstwirte wird gerade zum Geprüften Natur- und Landschaftspfleger fortgebildet, um ab Sommer diesen Jahres als sogenannter "Stadtwaldranger" in der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung verstärkt tätig zu werden.

Das Wichtigste , was Sie persönlich für den Wald tun können, ist , ihr ganz persönlicher Einsatz für eine ressourcenschonendere Lebensweise. Dazu finden Sie auf der o. g. Webseite von Landesforsten www.wald-rlp.de viele Hinweise.

Herzliche Grüße aus dem Forsthaus Lenneberg

Ihr Förster Stefan Dorschel

 

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